Vereinigung

 

Unterwegs in die gemeinsame Zukunft – zwölf Menschen steuern die Gemeindefusion

Sechs evangelische Kirchengemeinden in Hattingen und Sprockhövel bereiten sich derzeit darauf vor, ab 2026 eine Gemeinde zu bilden: Bredenscheid-Sprockhövel, Johannes und St.-Georg Hattingen, Niederwenigern, Welper-Blankenstein und Winz-Baak.   

 

Besondere Verantwortung trägt dabei die zwölfköpfige Steuerungsgruppe. Sie hat die Aufgabe, die Gestalt der neuen Gemeinde zu entwickeln: Einen Namen finden, Aufbau und Leitung mit einer Satzung regeln und schon erste Umsetzungen für das praktische Leben der neuen Gemeinde anstoßen. 

 

Die Steuerungsgruppe organisiert also nicht nur die neue Gemeinde, sondern fördert – mit Beteiligung vieler Menschen über die Gruppe hinaus – Begegnung, Information und praktische Erprobung.

 

Dem Aufbau der evangelischen Kirche entspricht es, dass die zusammengehenden Gemeinden selbst ihre Entscheidungen treffen. So wie schon der Beschluss, auf die Vereinigung zuzugehen, eigenständig von allen beteiligten Gemeinden getroffen wurde, gibt es auch für die konkrete Ausgestaltung keine Vorgaben von außen. Wie die neue, größere Gemeinde die Balance zwischen der Präsenz vor Ort und der Bündelung von Kräften organisiert, muss die Steuerungsgruppe selbst entwickeln und im Dialog mit den beteiligten Gemeinden nach demokratischen Spielregeln entscheiden. Deshalb ist manches derzeit auch noch offen, bis eine Entscheidung auf guter Grundlage erreicht ist. Fragen der Gebäudenutzung und der Haushaltsplanung gehören dazu. Klar ist hingegen schon, in welche Richtung sich die pastorale Arbeit entwickeln wird: Hier wird ein Team entstehen, dem neben Pfarrerinnen und Pfarrern auch weitere Berufe angehören – und neben der Zuordnung zu einzelnen Orten werden alle Beteiligten Aufgaben für die gesamte Gemeinde übernehmen.

 

Begleitet wird der Prozess von Martin Behrensmeyer und Norbert Deka. Die beiden Pfarrer sind qualifizierte Experten der Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Dieser Fachdienst kann von Kirchengemeinden angefordert werden, die Veränderungen planen. Die Vereinigung von sechs Gemeinden gehört da schon zu den ganz großen Herausforderungen. Dazu, wie die neue Gemeinde einmal aussehen soll, machen die Berater keine Vorgaben, sondern helfen der Gruppe dabei, die Ziele selbst zu präzisieren, abzuwägen und umzusetzen.

 

Nach der Neubesetzung der Presbyterien hat die Steuerungsgruppe im April 2024 weitgehend ihre Gestalt für die nächsten gut eineinhalb Jahre gefunden. Im Januar 2026 wird sie dann ihr Werk in die Hände der neuen Gemeindeleitung legen – zum Start der neuen Gemeinde, für die sie bis dahin auch einen Namen gefunden haben wird.

Miteinander unterwegs

Evangelische Kirchengemeinde Hattingen-Sprockhövel – das wird unser neuer Name sein. „Naja,“ denken viele, die ihn zum ersten Mal hören, „das ist ja nun wirklich nichts Besonderes. Brauchte es dazu eine kreative Namenssuche mit Dutzenden Vorschlägen?“ Vielleicht – denn wir haben dabei gemerkt: vieles ist möglich – aber nie allseits überzeugend. Und es ist bemerkenswert, dass der schlichte Orts-Name von Anfang an einer der häufigsten Vorschläge war. Eine unbestreitbare Qualität hat er ja: Er ist auf Anhieb klar und verständlich. Aber es steckt mehr in diesem Namen, als es scheint: Er bringt vier wichtige Wesenszüge unserer Kirchengemeinde zum Ausdruck:

Evangelisch – unser Glaube wurzelt in der frohen Botschaft, dem Evangelium. Er ist geprägt von der Einsicht der Reformation, dass Gottes Ja das entscheidende Wort über unser Leben und Sterben ist. Und als Evangelische prägt uns die besondere Wertschätzung der Bibel als Quelle des Glaubens.

Kirche – ja, Kirchen haben wir viele, und wir lieben sie. Aber wir sind auch Kirche. Die Bedeutung des Wortes stammt aus dem Griechischen – kyriaké: „zum Herrn gehörend“. Wir gehören zu Jesus Christus. Sein Leben ist uns Inspiration und seine Gegenwart als Auferstandener ist die Kraft, die uns aufbaut.

Gemeinde – wir spüren unseren Glauben in Gemeinschaft. Eng vertraut, wo „zwei oder drei in Jesu Namen zusammen sind“, mal größer bei Gottesdiensten oder Festen und ganz groß als über 20.000 Evangelische, die zur Gemeinde gehören. Wir nehmen einander wahr und freuen uns, wenn Viele sich einbringen und verbinden.

Hattingen und Sprockhövel – das ist unsere Heimat. In diesen Orten leben wir und für die Menschen hier sind wir da. Nächstenliebe und Diakonie beschränken sich dabei nicht auf die Mitglieder der Gemeinde, sondern wir stärken Menschen, wo sie es brauchen. Hattingen und Sprockhövel (genauer: Nieder- und Obersprockhövel) sind ein Raum mit vielen Verbindungen – nicht nur im Busverkehr, sondern auch bei Schulen, Einkauf und Geselligkeit. Als Kirchengemeinde fördern wir das Verbindende – der Strich zwischen beiden Ortsnamen ist ganz klar ein Binde-Strich.

 

Miteinander unterwegs

à la carte - Gottesdienste in der neuen Kirchengemeinde

 

Bereits ab September 2025 folgen die Gottesdienste dem Konzept für die neue Kirchengemeinde entwickelt. Es verbindet zwei Anliegen: Regelmäßige Gottesdienste an vielen Orten und eine Vielfalt profilierter Gottesdienstformen:

 

Klassischen evangelischen Gottesdienst feiern wir an jedem Ort alle zwei Wochen: Am ersten und dritten Sonntag im Monat in der Zwiebelturmkirche Sprockhövel, in St. Georg und im Johannes-Gemeindezentrum. Am zweiten und vierten Sonntag ist Gottesdienst in Winz-Baak, Niederwenigern und in Blankenstein (Kirche an der Burg) oder Welper (Paul-Gerhardt-Haus). Die Anfangszeiten (10.00, 11.30 und 18.00 Uhr) wechseln dabei – jeder Ort ist mal morgens dran und mal mit dem Abendgottesdienst um 18.00 Uhr. Im Abendgottesdienst feiern wir künftig auch das Abendmahl. Klassischer Gottesdienst heißt: vertraute evangelische Liturgie, Predigt und eine Mischung aus alten und neuen Kirchenliedern. Die Orgel gibt den Ton an, es können auch andere Klänge dazukommen. Man hat also jeden Sonntag die Auswahl zwischen drei Orten und Zeiten und kann sich aussuchen, ob man einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeit bevorzugt. An Festtagen gilt ein besonderer Plan. Auch die Geistlichen wandern mit den Gottesdiensten. So lernt die Gemeinde alle Mitglieder des Pastoralteams kennen.

 

Die Profilgottesdienste finden meist einmal im Monat statt und haben jeweils eine eigene Prägung:

  •  Kirche kunterbunt ist besonders für Familien geeignet. Nach der Willkommens-Zeit beginnt die Aktiv-Zeit mit bunten Stationen zu verschiedenen Interessen, gefolgt von der Feier-Zeit  mit Musik und kreativer Verkündigung. Zum Schluss lädt die Essens-Zeit zu fröhlicher Tischgemeinschaft ein.
  • Familienkirche funktioniert im Prinzip genauso, ist aber etwas kompakter. Manchmal gibt es auch hier ein gemeinsames Mittagessen.
  • Mittendrin stellt ein aktuelles Thema ins Zentrum. Man sitzt an Tischen, an denen diskutiert und gegessen werden kann, denn mittendrin gibt es einen Mitbring-Brunch. Den Gottesdienst gestaltet ein Team, die musikalischen Akteure wechseln und laden stets zum Mitsingen ein – mal deutsch, mal englisch, mal moderne geistliche Lieder, mal Pop-Songs. Der Gottesdienst richtet sich an Erwachsene.
  • Frei.Tag – Anlegen ans Wochenende ist der entspannte Gottesdienst, zu dem örtliche Bands aufspielen. Dazu kommt ein kurzer thematischer Impuls und die Möglichkeit, sich persönlich segnen zu lassen. Im Anschluss kann der Abend bei einem Bierchen, Weinchen oder Limonädchen ausklingen – wenn möglich findet der Frei.Tag im Freien statt.
  • Pilgerkirche führt mit wetter- und wanderfester Ausrüstung durch die Natur. Die Eindrücke des Unterwegsseins werden durch Gebete und Textimpulse an den einzelnen Wegstationen vertieft. Die Route ist jedesmal eine andere.
  • Der 360-Grad-Gottesdienst wird von Ehrenamtlichen gestaltet. Er läuft nach der evangelischen Liturgie oder nach der Iona-Liturgie mit Wechsellesungen ab. Meist gibt es eine Auslegung zum Bibeltext des Sonntags – als freie Predigt oder als Vortrag einer Lesepredigt.
  • Im Bredenscheider Bibelkreis entstand der Wunsch, ehrenamtlich Gottesdienste zu gestalten. Die Vorbereitungsgruppe „beherzt ohne Talar“ möchte weitergeben, was gewachsen ist, was begeistert hat und was den Teilnehmerinnen am Herzen liegt.
  • Jugendgottesdienste sind eng mit der Konfi- und Jugendarbeit verknüpft und werden mit neuen Liedern von einer Band begleitet. Die Gestaltung übernehmen die Konfi-Teamer zu selbstgewählten aktuellen Themen

Die Profilgottesdienste feiern wir an den Orten, die sich dafür besonders eignen. Wer von einem bestimmten Angebot angesprochen ist, nimmt dafür also auch einen Weg innerhalb der neuen Gemeinde auf sich. Mit der Zeit werden weitere Profilgottesdienste erprobt.

Taufgottesdienste finden künftig in der Regel als separate Gottesdienste am Samstagnachmittag oder am Sonntagvormittag statt.

 

Wie bei einem guten Restaurant können Sie also wählen: Auf welchen Gottesdienst haben Sie Appetit? Welcher gibt Ihrer Seele gute Nahrung? Der Gottesdienstkalender gibt Überblick über die verschiedenen Angebote. Auf der Website www.eine-neue-gemeinde.de können Sie sich die Gottesdienste sowohl für jeden Sonntag als auch nach dem jeweiligen Profil anzeigen lassen.

 

Allen Beteiligten ist bewusst, dass manche dabei den allsonntäglichen Gottesdienst an ihrem Ort vermissen.

Andererseits wird uns die Beweglichkeit gut tun: Je mehr wir uns verschiedene Gottesdienstorte und -formen zu eigen machen, umso mehr wachsen wir als Gemeinde zusammen. Wir wollen an vielen vertrauten Orten Gottesdienste feiern, auch wenn wir dafür weniger Personen haben. Und wir wollen neben dem klassischen Gottesdienst neue Formen entwickeln. Die Erfahrungen mit dem Konzept werten wir zeitnah aus und entwickeln es weiter.